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Oberpöllnitz - ein Dorf im Neustädter Kreis - Beschreibungen im 19. Jahrhundert

Aus: „Staats-, Post- und Zeitungslexikon von Sachsen“, Bd.7, S.638, von August Schumann, 1820
1. Oberpöllnitz: Ein Dorf und Rittergut in dem Großherzogtum Sachsen-Weimar, im Neustädter Kreis, im Amt Neustadt, zwei Stunden östlich von Neustadt an der Orla, in einer ganz ebnen, angenehmen Gegend, an einer belebten Straße gelegen. Das Dorf hat 36 Häuser, ein altes rund gebautes Schloß, eine Kirche, eine Pfarrei, eine Schule und 170 Einwohner. Das hiesige Rittergut ist altschriftsässig und unter dessen Gerichten stehen das Dorf daselbst, Stein-, Buch- und Mühlpöllnitz, Geheege, Wittchenstein, Teile von Molbitz und Döblitz und das Vorwerk Mittelpöllnitz, samt seinem Anteil am dortigen Dorf. Zum Rittergut gehört beträchtliche Waldung. Die hiesige Pfarr- u. Mutterkirche nebst Schule, stehen unter der Collatur des hiesigen Rittergutsbesitzers und unter der Inspektion Neustadt. Die Kirche zu Mittelpöllnitz ist ein Filial zum Ort. Eingepfarrt sind Stein-, Buch- und Mühlpöllnitz sowie das Geheege. Beim Dorf liegen eine dazu gehörende Windmühle (Richtung Triptis, an der Flurgrenze.) und eine Ziegelei (Ziegelhütte). Ackerbau und Viehzucht sind Hauptnahrungszweige. Der Boden ist kalkhaltig und in trockenen Jahren fruchtbar. Der hiesige Bauer Johann Gottfried Gareis zeichnet sich durch mechanisierte Arbeit aus.
Ergänzung von Albert Schiffner, "Beschreibung von Sachsen ...", Bd. 18, S. 382, 1833
Oberpöllnitz liegt ⅜ Stunden nordöstlich von Triptis, 1 ¾ Stunden nördlich von Auma, an der Leipzig-Saalfelder Chaussee, am Anfang des Pöllnitzbaches, es schließen sich dicht an Stein-, Buch- und Mühlpöllnitz und nach Zwischenräumen in Richtung Osten Mittel- u. Niederpöllnitz. Oberpöllnitz selbst hatte 1826 nur 35 Häuser und 132 Seelen. Der Gutssprengel hatte 552 Seelen und die Parochie 542 Seelen. In Mittelpöllnitz existiert ein besonderes Rittergut (Arlasgut), das Oberpöllnitzer Rittergut ist Aster Besitz und das Vorwerk Mittelpöllnitz damit kombiniert. Vom hiesigen Schloß stammt das ehemals so wichtige Geschlecht derer von Pöllnitz, daraus ein Ludwig v. P. schon 1307 vorkommt. Das Gut hat eine treffliche Schäferei und die Schule inspiziert der Weltwitzer Pfarrer.

2. Steinpöllnitz: Bd. 11, S. 369, 1824
Ein Dorf im ehemaligen Neustädter Kreis des Königreich Sachsen, jetzt im Großherzogtum Weimar, im Amt Neustadt an der Orla, nahe bei Oberpöllnitz, ½ Stunde östlich von Triptis entfernt gelegen, gehört schriftsässig zum Rittergut Oberpöllnitz, hat 10 Häuser, 59 Einwohner und ist nach Oberpöllnitz eingepfarrt.
Ergänzung von Albert Schiffner, Bd. 18, S. 810, 1833
Steinpöllnitz, jetzt Oberpöllnitz, hat 1827 = 9 Häuser mit 30 Seelen und liegt nordöstlich von Triptis in der Enge zwischen Buch- u. Oberpöllnitz (Nun zur polit. Gemeinde geschlagen?)

3. Buchpöllnitz: Bd. 1, S. 537, 1814
Ein Dorf oder vielmehr Teil des Dorfes und Ritterguts Oberpöllnitz, liegt im Neustädter Kreis, Amt Arnshaugk und gehört schriftsässig zum Rittergut Oberpöllnitz.
Ergänzung von Albert Schiffner, Bd. 14, S. 728, 1827
Die Siedlung hieß anfänglich „bei der Bucha“ und besteht jetzt aus 7 Häusern, auf herrschaftlichen Grund und Boden erbaut, 1753 waren es nur 6 Häuser, die jetzigen 23 Einwohner werden zur Gemeinde Oberpöllnitz gerechnet.
Ergänzung von W. Schuster:
Oberpöllnitz ist aus 4 Teilen zusammen gewachsen. In den alten Akten wird immer von Ober-, Stein-, Buch- u. Mühlpöllnitz gesprochen. Von dem Kirchdorf Oberpöllnitz, das auf die slawische Siedlerzeit zurück geht und von den anderen 3 Pöllnitz-Siedlungen. Da Steinpöllnitz oftmals als ein eigenständiges Dorf angegeben wird, könnte man die Vermutung äußern, dass es auch hier schon ehemals eine sorbische Kleinsiedlung gegeben hat. Nach meinem momentanen Erkenntnisstand sind diese 3 genannten Pöllnitzsiedlungen aber nach und nach im 17. u. 18. Jahrhundert entstanden. Der Grund und Boden war ursprünglich Rittergutsland und demzufolge war die Entstehung dieser Kleinsiedlungen am Rande des Kirchdorfes eine Folge der Ansiedlungspolitik der hiesigen Adelsfamilien. Sehr gern wurden von den Rittergutsbesitzern dienliche Untertanen angesiedelt, wie fronpflichtige „Gärtner“ oder Häusler mit kleinem Grundstück, Handwerker, Drescher, Tagelöhner etc.
(Siehe Webseite - Das Dorf Oberpöllnitz Teil I.3 und unten Einwohner von 1815)
Bestand 1755:
Steinpöllnitz 9 Häuser, Buchpöllnitz 6 Häuser, Mühlpöllnitz 6 Häuser u. Mühle, Geheege 4 Bauernhöfe.
Ein echtes Zusammengehen der politischen Altgemeinde Oberpöllnitz mit Stein- u. Buchpöllnitz scheint es um 1822 im Zuge der 1. Separationswelle gegeben zu haben. Mühlpöllnitz war seit dem 15. Jahrhundert schon ein Mühlenstandort im Besitz des Rittergutes und einer späteren fortschreitenden Ansiedlung.

Aus: „Landeskunde des Großherzogtums Sachsen-Weimar-Eisenach“, V. Verwaltungsbezirk, Bd. II., S. 450 von C. Kronfeld, 1879
Oberpöllnitz: Dorf mit Kirche, Pfarrei und Schule, Kirche Mittelpöllnitz ist ein Filial, Geroda ist eingepfarrt, Geheege, Stein-, Buch- und Mühlpöllnitz sind eingepfarrt und eingeschult; der Ort liegt 15 Minuten nordöstlich von Triptis an der Gera-Eichichter Eisenbahn, es hat mit Stein-, Buch- und Mühlpöllnitz 92 Wohnungen und 427 Einwohner, davon Oberpöllnitz 56 W. u. 280 E., Steinpöllnitz 17 W. u. 69 E., Buchpöllnitz 9 W. u. 36 E., Mühlpöllnitz 10 W. u. 42 E.; die Gesamtfläche sämtlicher Ortschaften beträgt 526,41 ha, davon Höfe u. Gärten 15,35 ha, Wiesen 78,11 ha, Äcker 248,48 ha, Wald 147 ha, Teich, Bach, Fluß 11,37 ha und Weide, Lehde, Trift 26,10 ha; Viehbestand 14 Pferde, 271 Rinder, 287 Schafe, 154 Schweine, 33 Ziegen; zum Ort gehört ein Rittergut mit schlossartigem Herrengebäude, den Besitzern stand über die genannten Pöllnitz-Dörfer sowie über Geheege die Gerichtsbarkeit zu und über die Pfarrei das Patronatsrecht,

Aus: „Bau- u. Kunstdenkmäler Thüringens“, Amtsgerichtsbezirk Neustadt/O. u. Auma, S.221, von Prof. Lehfeldt, 1895
Oberpöllnitz im Amt Arnshaugk, der Ort stand unter dem RG. Zu dem Besitztum der reich begüterten Familie von Pöllnitz gehörte u. a. auch Mittelpöllnitz, Niederpöllnitz, Braunsdorf u. Münchenbernsdorf. In Niederpöllnitz dürfte der Stammsitz der Familie zu suchen sein. Deshalb sind dort auch verschiedene Namensschreibungen in den Unterlagen angegeben.

Entnommen aus Privatliteratur von Wolfgang Schuster, Triptis/Oberpöllnitz 3/2009 - akt. 11/2020

Nebenstehendes Bild zeigt die statistische Erhebung 1876 der Flurgrößen verschiedener Dörfer, auch Oberpöllnitz und das damit verbundene Steueraufkommen der jeweiligen Ortschaften.

Quelle: Amtliche Steuerstatistik 1876 vom Grundbesitz jeder einzelnen Gemeinde im Großherzogtum Sachsen-Weimar-Eisenach.

Einwohner 1815

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Grundbesitzer u. Gewerbe 1880

einwohner-1880.jpg

Einwohnerbuch 1926, Seite 1+2

oberpoellnitz1926a.pdf [124 KB] oberpoellnitz1926b.pdf [71 KB]

Einwohnerbuch 1938, Seite 1+2

oberpoellnitz1938a.pdf [197 KB] oberpoellnitz1938b.pdf [221 KB]