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Die historische Röhrwasseranlage des Rittergutes Oberpöllnitz. Sie befindet sich in der Waldflur nördlich des Ortes und kann jederzeit von interessierten Menschen besichtigt werden. Der von mir gestaltete Lageplan soll dazu beitragen, dass diese historische Anlage nicht wieder in Vergessenheit gerät. Deshalb sollten Eltern mit ihren Kindern den Ort besuchen, um das Wissen über deren Existenz für die nächsten Generationen zu festigen. W. Sch. 10/2018

Die Ankunft des Röhrwassers war an der Viehtränke im Rittergutshof.

Roland und Rigo Wetzel, Oberpöllnitz
Zwei fleißige Enthusiasten bei der Arbeit der Rekonstruktion der alten Brunnensysteme für die ehemalige Wasserleitung zum Rittergut.

Der 1. Brunnen wurde im August 2004 rekonstruiert und Marco Schuster und Vater versiegeln mit einer Lehmmischung die Abdeckplatte, um ein Eindringen von Schmutz zu verhindern.


Die Wasserversorgung des Rittergutes Oberpöllnitz

Das Schloss und Rittergut wurde über Jahrhunderte über eine eigene Röhrwasseranlage mit dem erforderlichen Trinkwasser versorgt. Zu diesem Zweck hatte man 2 Brunnen gebaut, im Quellenbereich der "Roten Pöllnitz", im Rodabornwald nördlich des Dorfes. Deren Wasser führte man mittels Holzrohre in einen unterirdisch errichteten Hauptsammler und von hier wurde es zum ca. 1,5 km entfernten Rittergutshof geleitet. 1903 modernisierte und erweiterte man diese Anlage. Die Zuleitungen von den nun 4 Brunnen zum Hauptspeicher wurden mit Tonröhren ausgestattet und die Hauptleitung zum Rittergut mit teuren Mannesmann Stahlröhren. Durch die Erhöhung der Brunnenzahl war es nun möglich, die steigende Zahl der Tiere aller Art und die Bewohner auf dem Hof mit diesem Wasser zu versorgen. Notwendig war eine leistungsfähigere Wasserversorgung auch deshalb, da man 1901/02 auf dem Rittergut einen neuen, wesentlich größeren Kuhstall gebaut hatte und sich auch der Großviehbestand erhöhte. Die im Wald vorgefundenen alten Brunnen, nebst alten Holzrohrleitungen, bestätigen, dass schon vorher eine Wasserleitung existierte. Nach Aussage des Hans-Joachim Aster, Sohn des letzten RG-Besitzers, wurde die neue Stahlrohrleitung auf dem "Fundament" des alten Holzröhrensystems verlegt. Ob dieses damalige sogenannte "Röhrwasser" bis zum Rittergut führte, ist noch nicht geklärt aber sehr wahrscheinlich, denn schon 1537 wurde solch eine Röhrleitung beispielsweise zur Burg Posterstein geführt. Mit Hilfe von Holzröhren, die durch eiserne Buchsen miteinander verbunden waren, wurde das Wasser unterirdisch auf den Rittergutshof in sogenannte Röhrbottiche geleitet, die ebenfalls aus Holz bestanden und mit Hanf und Moos abgedichtet waren. Diese gleiche Bauart wurde auch hier in Oberpöllnitz angewandt. Das Reststück eines solchen Rohres befindet sich bei mir in Verwahrung. Die Holzrohre hatten einen Außendurchmesser von ca. 20 cm, die Buchsen von 8 cm. Mit einem langen eisernen Bohrer wurden die Stämme auf einem Röhrbohrstuhl bearbeitet. Die Länge des Bohrers bestimmte die Länge der entstehenden Röhren.
Mit der Wartung dieser Leitungen wurden in früherer Zeit Röhrmeister beauftragt. Nach 1945 mussten in Oberpöllnitz die Nutzer, meist Neubauern, selbst die jährlichen Reinigungen oder Reparaturen ausführen. Da die Quellen und der Hauptsammler höher liegen als die "Ziegelhütte" und das Rittergut, kam man ohne Pumpensystem aus. Im Hof des Rittergutes am Kastanienbaum stand ein Bassin, in dem stets das Wasser hineinlief und als Tränke für die Pferde und Zugochsen genutzt wurde. Auch die Nachbarn, wie Fam. Zauche, holten sich hier ihr Wasser nach Hause. Diese Wasserleitung ist durch Baumaßnahmen 1976 zerstört worden und kein Mensch hat sich mehr um ihre Erhaltung gekümmert. Das Dorf und die Neubauern auf dem ehemaligen RG-Bereich hatten seit 1967/68 einen Anschluss an die Fernwasserversorgung. Bis zu ihrer Zerstörung 1976 funktionierte dieses Leitungssystem noch und lieferte Herrn Runge Wasser für seine Gartenanlage in der Siedlerstraße. Im Jahr 2004 haben sich Roland Wetzel und Sohn Rigo daran gemacht, mit hohem Kraftaufwand die vier Brunnen freizugraben, diese instand zu setzen, den Hauptsammler zu reinigen und die weitläufigen Zulaufrohre freizulegen. Die Rohrleitungen mussten teilweise erneuert bzw. durchflussfrei gemacht werden. Ergebnis dieser fleißigen, mühevollen Arbeit ist es, dass vier Leitungssysteme wieder funktionieren, der Hauptsammler sich wieder füllt und ein neuer Röhrenborn entstanden ist, erreichbar durch eine angelegte Treppe. Danach wurde das Umfeld aufgeräumt, wurden Bänke aufgestellt, wurde eine Handpumpe montiert und der private Zugangsweg instand gesetzt. Die "Rote Pöllnitz" ist der 3. Quellenbereich des Pöllnitzbaches, der bis nach Rohna bei Niederpöllnitz verläuft und den Pöllnitz-Dörfern ihren Namen gab! Zur Historie des Pöllnitzbaches siehe Hauptseite: Randnotizen in der Schuster Website - Unterseite: Die Pöllnitzbachquelle

Wolfgang Schuster, Triptis/Oberpöllnitz, 10/2004 - akt. 7/2020

Der große Erfolg! Der Hauptsammler hat sich wieder mit frischem Brunnenwasser gefüllt und gibt es an die Natur ab.

Mai 2005:
Roland und Rigo Wetzel geben nicht auf. Ein weiterer Brunnen wurde gefunden und nun wird auch dieses Rohrsystem geöffnet, gereinigt und wieder in Betrieb gesetzt. Eine immense Arbeit und bei den momentanen Temperaturen von 30°C Schwerstarbeit.

Nach getaner Arbeit an dem Rohrsystem kann sich Roland Wetzel nun am Hauptsammler mit kühlem Brunnenwasser erfrischen. In den vergangenen Tagen wurde hier eine Sitzgruppe errichtet und die Familie Wetzel sponsorte eine Handpumpe. Auch der nebenliegende Teich wurde abgedichtet und füllt sich wieder mit dem Wasser der "Roten Pöllnitz". Der Ort wird mehr und mehr eine zukünftige Oase der Erholung für Wanderfreunde.

Der Hauptsammler als Erdspeicher gibt nun sein Wasser an die Natur ab. Es zeigt sich die erfolgreiche Restaurierung der alten Röhrwasseranlage.

2005 erfolgte durch Wolfgang Schuster auch noch die Instandsetzung des Weges zur Brunnenanlage um interessierten Besuchern einen brauchbaren Zugang zu ermöglichen.

Ein ausgestorbenes Handwerk
Bei der Rekonstruktion der vier Alten Brunnen wurden auch noch einzelne, früher verbaute Holzröhren gefunden. Teilstücke können noch vor Ort im Graben angesehen werden. Sie liegen im Wassergraben, um sie vor Verwitterung zu schützen. Nebenstehendes Bild zeigt die damalige Herstellung der Holzrohre. Deren Länge war durch die Länge der Bohrer vorgegeben. Verlängerungen, Abzweigungen oder auch Abwinklungen wurden durch am jeweiligen Ende eingeschlagene Eisenmuffen bewerkstelligt.

Die Fertigungstechnik und deren Abläufe zur Herstellung von Holzröhren auf altherkömmlicher Art zeigt auch die Firma Zimmerei Beyer aus Dittersdorf bei Schleiz auf Veranstaltungen, wie hier zum Beispiel beim Fest der Landwirtschaft am 10. Juli 2011.

Der Röhrenborn Oberpöllnitz ist in die Jahre gekommen und zeigte sich im Jahr 2020 in keinem schönen Zustand. Eine Restaurierung war erforderlich und die Erneuerung des Aufstellers für die gefundenen alten Rohrmuster unumgänglich.

Nun mit Stand vom 16.06.2020 zeigt sich unser Röhrenborn im neuen restaurierten Zustand. Der neue Aufsteller zeigt nun wesentlich besser die alten Rohrmuster.


Der neue Wegweiser zur historischen Brunnenanlage im Rahmen der Restaurierung am 8.06.2020 aufgestellt.

Mit Stand vom 24.06.2020 ist nun die gesamte Röhrenborn-Anlage erneuert. Der Betonsockel ist gereinigt und auch die Sitzgruppe wurde erneuert. Wolfgang Schuster genießt nach getaner Arbeit das erfrischende, kühle Brunnenwasser. Noch bis 1968 versorgte die Anlage das Schloss Oberpöllnitz und die umliegenden 8 Bauernhäuser mit angenehmen weichen Wasser.


Die Erneuerung der Röhrenborn-Anlage wird fortgesetzt. Roland Wetzel und Wolfgang Schuster haben im August 2020 für einen Brunnen eine neue Abdeckung gebaut, da der vorhandene Deckel nicht mehr sicher war.



Am 18.08.2020 erfolgte nun der Aufbau der neuen Abdeckung. Roland Wetzel, Wolfgang Schuster, Marco Schuster u. Sohn waren die fleißigen Arbeiter. Die Bilderfolge zeigt Roland Wetzel bei dem Reinigen des Brunnens, dem folgt das Auflegen der 1. Halbschale und im 3. Bild das Verschrauben der beiden Halbschalen.

Die Arbeit ist geschafft und eine neue, stabile Brunnenabdeckung erfreut die vier Enthusiasten.