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Pancratz v. Pölnitz - Tötungsverbrechen 1598

Aus: Reichsständische Archivurkunden-Sammlung des Heinrich Georg Neubauer, 1750
Textneufassung: W. Schuster
Die Kopie eines Vergleichs in der Aufstellung spezieller Amtsbearbeitung gemäß der Zuständigkeit von Verbrechen gegen oder der Reichsadligen im Territorium des Hochstifts Würzburg. Akte aus dem Amt und Zent Königshofen im Grabfeld/Ufr., bezüglich des ehemaligen Dorfs Reicheimb.
Am 11. März 1598 hat Pancratz II. v. Pölnitz zu Wittchenstein/Thür. wegen begangener Tötung, doch seine Unschuld beteuernd, beim Fürstbischof von Würzburg, Julius Echter von Mespelbrunn, um Sicheres Geleit gebeten. So auch noch einmal am 10. Aug. 1598. Um dieses "Sichere Geleit" zu erreichen, verbürgten sich folgende Adlige für den Pancratz II. v. Pölnitz, wohnhaft beim Schwiegervater in Rothenkirchen/Ofr. :
Christoph Ulrich v. Bassenheim, Georg Ernst Fuchs v. Bimbach, Hans Veit v. Würtzburg, Diez Truchseß v. Wetzhausen, Wolf Christoph v. Rothenhan, Christoph v. Würtzburg, Wilhelm v. Lichtenstein, Rudolph Fuchs von u. zu Bimbach, Christoph Fuchs von u. zu Neuses auf dem Sand.
Sicheres Geleit:
Freies Geleit (oder Sicheres Geleit) bezeichnet eine Zusage an eine bestimmte Person, nicht belästigt, angegriffen oder verhaftet zu werden. Leider ist nicht bekannt, wie dieser Vorfall geahndet und wer von ihm getötet wurde.

Ein Pölnitz - Duell mit Todesfolge 1664

Beteiligte:
1.
Ein Sohn des Hans Georg v. Pölnitz (1577-1622) zu Schwarzbach, Oberpöllnitz etc., der kursächsische Oberst u. Staatsminister, Gerhard Bernhard Freiherr v. Pölnitz (1617-1676) auf Reichau, Buch, Karow etc., kurbrandenburgischer Staatsminister, Oberstallmeister, Generalmajor.
2. Gebhard Truchseß v. Waldburg (1638-1664), Kammerherr am Hof des Kurfürsten von Brandenburg, Friedrich Wilhelm (Großer Kurfürst). Er wagte es mit 26 Jahren, den erfahrenen Kämpfer u. Oberstallmeister von Pölnitz wegen seiner angeblichen Geschicklichkeit im Umgang mit dem Degen, offen zu verhöhnen. Es kam daraufhin in der Nähe von Wien zum Duell und der von Waldburg unterlag.

Diese Geschichte hat 1862 Theodor Fontane niedergeschrieben und veröffentlicht. Das Buch befindet sich im Privatbesitz und nachfolgende Textpassage wird von mir daraus veröffentlicht, mit Textmodernisierung.
Duell Gerhard Bernhard Frh. v. Pölnitz mit Gebhard Truchseß v. Waldburg
Aus: Fontane, Theodor: „Wanderungen durch die Mark Brandenburg“, Bd.1: Die Grafschaft Ruppin - Der Barnim - Der Teltow; Berlin, 1862
Gerhard Bernhard v. Pölnitz war der Großvater des Memoirenschreibers Karl Ludwig v. Pölnitz und, wie es sich für einen General und Oberstallmeister geziemt, mehr ausgezeichnet mit dem Degen als mit der Feder.
Ein Zweifel, den nichts desto weniger der Freiherr Truchseß v. Waldburg gegen den Mut und die soldatische Ehre des Oberstallmeisters erhob, führte zu einem der seltsamsten Duelle, die je gefochten worden. Die beiden Gegner trafen sich 1664 auf dem sogenannten „Ochsengrieß“, einer Wiese in der Nähe von Wien. Sie hatten beide von Berlin aus diese Reise machen müssen, weil die vielen Duelle, die damals am brandenburgischen Hof vorkamen, zu den allerschärfsten Erlassen gegen den Zweikampf geführt hatten. Das Duell sollte zu Pferde stattfinden und die Kugeln in möglichster Nähe a tempo gewechselt werden. Der Oberstallmeister ritt an den Freiherrn Truchseß heran und fragte ihn, ob er gesagt habe: er habe ihn (den Pölnitz) verhöhnt und keine Genugtuung bekommen können. Truchseß antwortete: „Ja, das habe ich gesagt.“ Darauf wurden die Pistolen abgefeuert und in Gegenwart der Sekundanten frisch geladen. Pölnitz fragte voll Höflichkeit: „ob man die Pferde wechseln wolle,“ was Truchseß ablehnte. Man ritt nun in lebhaftem Schritt an einander heran und schoss auf nächste Distanz. Die Kugel des Truchseß streifte den Oberstallmeister über den Bauch, die Kugel des letzteren aber traf den Truchseß tödlich. Er sank zur Seite und hielt sich mühsam im Sattel. Pölnitz fragte ihn jetzt: „Müsst Ihr nunmehr nicht zugestehen, dass Ihr mir Unrecht getan und meine Ehre ohne Grund gekränkt habt?“ worauf Truchseß erwiderte: „Ich habe euch Unrecht getan und bitte, dass Ihr mir vergeben wollt.“ Man nahm den Truchseß nun vom Pferde und legte ihn auf den Rasen. Der Oberstallmeister kniete an seiner Seite nieder und sprach dem Sterbenden aus Gottes Wort christlichen Trost zu, bis er verschied.

Nachtrag aus dem: „Tagebuch des Dietrich Sigismund v. Buch“
„… Gerhard Bernhard v. Pölnitz ward 1654 Kammerherr, 1657 Oberstallmeister u Oberst d. Leibgarde, auch Gouverneur von Berlin. 1664 erschoß er Gebhard v. Truchseß bei Wien im Duell, aber der Kaiser Ferdinand III. von Habsburg hielt viel auf ihn, so er kam noch gut weg. Tod Nov. 1676, liegt in Buch, 1,5 Meilen von Berlin, als Mumie. Seine Gemahlin Eleonora Gräfin v. Nassau, verwandt mit Luise Henriette v. Oranien, der ersten Gemahlin des Großen Kurfürsten Friedrich Wilhelm, gibt ihm groß Ansehen, er hat 2 Söhne und 1 Tochter. …“

Wolfgang Schuster Triptis/Oberpöllnitz 1/2017 - akt. 4/2020

Ergänzung: Neuer Aktenfund im SäHStAD 2/2020 - Gerhard Bernhard v. Pölnitz wird von der Mutter 1623 im Gesuch um Belehnung mit dem Namen Georg Bernhard genannt. Erweiterte Info auf der Web-Unterseite: Hans Georg von Pölnitz

Mord 1598 an Hans Heinrich v. Pölnitz

Im 16. Jahrhundert gab es in Ulrichswalde sö. von Stadtroda/Thür. ein Freigut mit wechselnden Besitzern. Um 1570 war die Familie von Welnitz hier begütert. Am 12.04.1598 wurde Hans Heinrich v. Pölnitz im Streit von Albrecht v. Welnitz erschossen. Dieser konnte jedoch nachweisen, dass er in Notwehr gehandelt habe. Albrecht v. Welnitz wurde durch Landesherrlichen Reskript von seiner Schuld losgesprochen und nicht verurteilt. Er starb am 12.02.1604 und seine Witwe Sabine geb. v. Reinsberg starb am 10.02.1617.
Hans Heinrich v. Pölnitz war vermutlich der Sohn von Caspar v. Pölnitz zu Mittelpöllnitz, der durch den Brudermord von 1563 in die Familiengeschichte einging. (Siehe meine spezielle Webseite - Episoden in Pöllnitz-Familien!)

Aus:
Kirchen u. Schulen des Herzogtums Sa.-Altenburg, von Löbe, Bd.3, 1886
Wolfgang Schuster Triptis/Oberpöllnitz 3/2017